Essen wie in der Steinzeit – ein fataler Rückschritt?

Prof. Michaela Döll schreibt über die Ernährung in der Steinzeit:

“Nie mehr war die Versorgung mit [lebensnotwendigen Mikronährstoffen] so gut wie damals. Die Menschen nahmen beispielsweise 3- bis 5-mal mehr B-Vitamine und etwa 9-mal so viel Vitamin C wie in der heutigen Zeit auf. Die Zufuhr an Vitamin E war 3-mal so hoch. Magnesium wurde etwa doppelt so viel und Selen fast 3-mal so viel aufgenommen wie von uns „Supermarktkäufern“ (…) Die Zufuhr an Kalzium war ausreichend – Osteoporose unbekannt – und das trotz des fehlenden Milchproduktekonsums. (…) Die Menge an zugeführten Ballaststoffen (z.B. in Form von Früchten und Gemüsen) war in der damaligen Zeit bis zu 10-mal höher als bei uns modernen Menschen (…) Lebensmittelzusatzstoffe „fehlten“ den Steinzeitmenschen – auf diese mussten sie verzichten, ebenso auf die Pestizide und Schwermetalle, die in unseren heutigen Nahrungsmitteln häufig enthalten sind.” (M. Döll, Entzündungen -Die heimlichen Killer, München 2013, S. 133)

Welche Periode Döll als „Steinzeit“ ansieht und worauf sie sich bezieht in der von vor 2,4 Mio Jahren bis ca. 1600 v.Chr. dauernden Steinzeit, ist unklar. Es dürften auch abhängig von Landschaft, Klima und Zeitraum sehr unterschiedliche Bedingungen für die Nahrungsaufnahme geherrscht haben.

Trotzdem: Verfälschtes  Essen, „Fake Food“, wie Loren Cordain (The Paleo Diet,  John Wiley & Sons Inc., USA 2002) es nannte, gab es in der Steinzeit nicht. Das können nur wir im Supermarkt kaufen, wenn wir keine anderen Quellen auftun: Nahrungsmittel  mit Geschmacksverstärkern, Bindemittel und Farbstoffen, die ungenießbare Mischungen von industriellen Nahrungsextrakten, schlechten Fetten und denaturierten Proteinen und leeren Kohlehydratkalorien aufpeppen.

Der raffinierte Zucker  ist der Prototyp eines geschmacksverfälschenden Konservierungsmittels für  verderbliche, frische Früchte. Die Kreuzritter hatten von den Heiden gelernt, die Gärung von Wein und Bier durch den Zusatz von Zucker zu beschleunigen. Dieser Prozeß wurde als Verfälschung bezeichnet. Bier wurde verfälscht, wenn man es durch die Zugabe einer unpassenden oder minderwertigen Substanz verschlechterte oder verdarb. Und Zucker war solch eine minderwertige Substanz, die natürlichem Malz und natürlichem Hopfen weit unterlegen war.

Der Begriff “verfälschen” kam schnell aus der Mode; stattdessen sprach man nun von “zusetzen”. Was ehedem als unpassend und minderwertig galt, wurde nun verharmlosend als Zusatz bezeichnet. Heute sind wir selbst dermaßen “verfälscht”, unsere Nahrung ist so schlecht geworden, daß wir den Lebensmittel-Verfälschern ihre doppeldeutigen Worte arglos abnehmen. (nach William Dufty: Zuckerblues – Suchtstoff Zucker, Zweitausendeins, Frankfurt/M. 1996)

Der Verzehr von “Ballaststoffen” (korrekter  wäre  der  Begriff “Faserstoffe” ) lag noch um die vorletzte Jahrhundertwende bei 60-80 Gramm  pro Tag. Mittlerweile  liegt  der  Durchschnitt  bei weniger  als 20 Gramm pro Tag, das bedeutet um 30 % unter der Menge, die als minimaler  Bedarf  angesehen wird. Optimal wäre  nach  Prof Döll eine  Menge  von 200 Gramm ! Da darf man sich nicht wundern, dass  Verstopfung zum Massenphänomen geworden ist. Auch die zunehmende Zahl an Darmkrebserkrankungen hat  darin eine (Mit-)Ursache. (nach: Keul /Hamm – Die richtige Fitnessernährung, Heidelberg 1998,  S. 128)