Iatrogene Krankheiten – Ärzte haben krank gemacht

Die Kritik des Arztes David M. Spain aus dem Jahr 1967 richtet sich nicht gegen antiquierte Verfahren, sondern gegen das Herz der angeblich modernen heutigen Polypharmazie, die in keiner Weise statistisch abgesichert ist.

Beispiele

Komplikationen bei der Therapie mit Nebennierenrindenhormonen

Es ist bekannt, daß die Kortikosteroide Entzündungsvorgänge bremsen, weshalb sie auch als entzündungshemmende Medikamente bezeichnet werden. (…) Da Entzündungs- und Heilungsvorgänge sowie die Antikörperbildung die wichtigsten Maßnahmen des Körpers in der Abwehr von Infektionen sind, kann deren Beeinträchtigung erwartungsgemäß die Infektionsanfälligkeit steigern. Dies wurde sowohl im Tierexperiment als auch am Menschen in zahllosen Fällen demonstriert. (…) Kortikoide setzen den Körper außerstande, Lungeninfektionen mit gemeinhin nicht schädlichen Virenkonzentrationen zu überleben.1

Die meisten der bei [Cortisontherapie] beobachteten Zeichen und Symptome werden von der Kranken ohne weiteres toleriert. Manche andere sind jedoch ernsterer Natur, wie z. B. psychotische Manifestationen, Spontanfrakturen als Folge der Osteoporose, Infektionen, die durch Störungen der Immun- und Entzündungsmechanismen zustande kommen.2

Pseudomembranöse Enterokolitis

Vor der Antibiotika-Ära trat [die Colitis] als postoperative Komplikation, bei Myokardinfarkt, Trauma, Schock und Schwangerschaft auf. (…) Heute sieht man solche Bilder am häufigsten bei der Anwendung der Breitspektrumantibiotika wie z. B. der Tetracycline. (Es liegen mehrere Berichte vor, welche die Entstehung einer Enterokolitis als Folge antibiotischer Behandlung betätigen und nahezu jeder klinisch tätige Arzt hat Gelegenheit, solche Fälle zu beobachten.“3

Arzneimittelbedingte Hautkrankheiten

Selbst die kleinste Menge einer angeblich harmlosen Salbe oder eines Medikaments kann die auslösende Ursache sein. An unverdächtige Beimengungen in Nahrungsmitteln, wie z. B. Antibiotika, Penicillin oder Tetracycline, an Hormone (Östrogene in Kapaunen), an Jodverbindungen in Mineral- und Vitaminpräparaten, an Desinfizienzien, Zahnfüllungen, Sprays usw. muß man dabei denken. Die Auffindung der Ursache von medikamentösen Hauteffloreszenzen erfordert oft einen erheblichen Aufwand an Zeit, Geduld und Wissen und daher sind diese auch auf diesem Gebiet die wichtigsten diagnostischen Hilfsmittel.4

Anmerkungen

  1. Spain (1967), Iatrogene Krankheiten, Thieme, Stuttgart, S. 37
  2. Ebd., S. 255
  3. Ebd., S. 236
  4. Ebd., S. 266