Panoramalinse statt Gesichtsfeldeinengung: Systemische Anamnese

Warum ist eine  systemische Anamnese besser als die Orientierung am Krankheitssymptom?

Arnold A. und Clifford N. Lazarus stellen fest:

„Jeder Mensch ist so einzigartig und komplex, daß der Therapeut seine Vorgehensweise auf eine breite Grundlage stellen, auf den einzelnen zuschneiden und biologische (körperliche Erkrankungen und Stoffwechselstörungen), psychische (Gedanken, Stimmungen und Handlungen) und soziale Faktoren (zwischenmenschliche und andere Gegebenheiten des gesellschaftlichen Umfelds) sowie Umwelteinflüsse zumindest in Betracht ziehen muss. (…)

Wenn der Therapeut (…) nicht alle drei Aspekte erfaßt, dann entgehen ihm wahrscheinlich wesentliche Faktoren, die er berücksichtigen müßte, um einen Erfolg oder eine dauerhafte Besserung zu erzielen. (…) Leider decken viele Therapeuten bei der Beurteilung und Behandlung (..) nur ein enges Spektrum ab. Anstatt den Klienten sozusagen durch eine Panoramalinse zu betrachten, engen sie ihr Gesichtsfeld ein und versuchen, seine Schwierigkeiten mit grob vereinfachten Begriffen zu erfassen und in diagnostische Schubladen einzusortieren. (…)

Etwa die Hälfte der organischen Beschwerden, unter denen (…) Patienten [mit Ängsten oder Depressionen] leiden, sind durch psychische Faktoren mitverursacht. (…) Alle drei Arten von negativen Emotionen – Wut, Angst und Depression – [haben] erhebliche Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit.“ (Der kleine Taschentherapeut, Stuttgart 1999, S. 203 ff.)

HP Ula Kinon verweist z. B. darauf, dass „das klassische Rheuma (…) sehr gut [anspricht] auf die Entfernung von Störfeldern (an Zähnen, Narben, Umwelt) und das Meiden von giftigen Stoffen ( Zahnmetalle, Trinkwasser, Medikamente, Gifte aus der Wohnumgebung). (…) Auslösende Ursachen sind von entscheidender Bedeutung und … müssen bei jeder Therapie unbedingt berücksichtigt werden.“ (Kinon, Vitalstoffe, S. 80)

MR Dr. Horst Becke berichtet von einer Kasuistik über einen jungen Patienten mit schwerster therapieresistenter Migräne, dessen vier verlagerte Weisheitszähne als Störfeld noch von keinem Therapeuten beachtet worden waren. Die Migräne verschwand nach schrittweiser Entfernung der Zahnstörfelder. (EHK 9/2003, S. 567)