Frage: “An meinen Frontzahn (Unterkiefer) wurde eine interne Resorption des Zahnes diagnostiziert. Der Zahn macht überhaupt keine Beschwerden. Ich selbst habe nichts gemerkt.
Als Therapiemaßnahme wurde eine Entfernung der sich vermehrenden Zellen und dann eine Füllung des Zahnes empfohlen. Mir wurde gesagt, daß eine Wurzelbehandlung dabei beinahe unumgänglich wäre, weil man so nahe an die Nervsubstanz gelangen würde.
Nachdem ich weiss, daß diese Wurzelbehandlung umstritten ist, bin ich sehr besorgt und hin und her gerissen. Ich möchte alles versuchen, um meinen noch vitalen Zahn lebendig zu erhalten, auch wenn mir bewusst ist, daß man nicht zaubern kann. Nichtsdestotrotz erlaube ich mir Ihre Meinung als Fachmann heranzuziehen: gibt es eine Möglichkeit, diesen Zahn zu retten? Ist eine Wurzelbehandlung unvermeidbar?”
Antwort:
Die Frage ist schwierig zu beantworten, weil sich erst bei der Behandlung zeigt, wie tief der Defekt ist. Ich würde in jedem Fall versuchen, den Zahnnerv vital zu erhalten. Vorerst benutze ich ein Medikament zur Anregung der Zahnbeinbildung und lege eine Füllung für eine Übergangszeit von 2-3 Monaten. Danach sollte die wieder entfernt werden und der Defekt nochmals kontrolliert werden. Wenn es funktioniert, hat sich das Zahnbein regeneriert (Tertiärdentinbildung), der Zahn bleibt vital (positive Reaktion auf Kälte- und Stromreiz). Dann wäre eine Wurzelbehandlung überflüssig.
Frage: “Ist aber nicht das Risiko groß, daß der Nerv im Rahmen der Behandlung mechanisch gerührt wird? Ist dann in diesem Fall die Wurzelbehandlung nicht unumgänglich?”
Antwort: Sicher ist dieses Risiko vorhanden, aber dennoch ist auch dann die Wurzelbehandlung nicht unumgänglich. Das Verfahren der „direkten Überkappung“ ist unter Zahnärzten umstritten und als überwiegend erfolglos verpönt. Ich habe andere Erfahrungen gemacht, deswegen denke ich, die Wurzelbehandlung ist mit einem hohen Grad an Wahrscheinlichkeit vermeidbar.
Ihr Zahnarzt kann das wahrscheinlich nicht nachvollziehen, weil ihm der theoretische und praktische Hintergrund dazu fehlt.
Nach diesem Meinungsaustausch ließ die Patientin die Behandlung wie beschrieben durchführen. Eine Kontrolle nach einem dreiviertel Jahr ergab, dass die Vitalität des Zahnes erhalten geblieben war. Komplikationen waren nicht aufgetreten.