Parodontalerkrankungen und Ernährung

Es gibt Patienten, die genetisch bedingt einen verstärkte Neigung zu Entzündungen haben. Man nennt diesen Patiententyp „proinflammatorischer High-Responder“ Typ. Labormedizinisch lässt sich diese Entzündungstendenz durch den Interleukin-1-Gentest nachweisen. Als typischer zahnmedizinischer Befund zeigt sich in fast 100% der Fälle eine Neigung zu Zahnfleischentzündungen und Rückbildung des Kieferknochens. Der Zahnbefund deutet u.U. darauf hin, dass jemand eventuell zu dieser Patientengruppe gehört oder aber andere stark wirksame Störfaktoren vorliegen.

Unabhängig von den Ursachen (die natürlich berücksichtigt werden sollten), muss eine sinnvolle Behandlung zusätzlich zur zahnärztlichen Therapie mit der Kombination einer entzündungshemmenden Ernährungstherapie und der Meidung von entzündungsfördernder Stoffe erfolgen. Ansonsten ist ein weiteres Fortschreiten des Knochenrückgangs mit letztendlichem Verlust der Zähne unaufhaltsam!

Dies bedeutet: Langfristig ist nur mit einer speziellen Ernährung mit einer Besserung und entzündungsfreien Stabilisierung der Zahnfleischsituation zu rechnen!

Entzündungshemmende Ernährungstherapie

Die entzündungshemmenden Eigenschaften der Omega-3-Fettsäuren können eine wertvollen Beitrag zur Behandlung bei akuten und chronischen Entzündungs-reaktionen liefern. Mittels dieser Fettsäureart ist der Organismus in der Lage, die Vorstufen, aus denen entzündungshemmende Eicosanoide (Leukotriene der 5er Serie und Prostaglandine der Serie 3) gebildet werden, zu pro-duzieren, aber auch die Synthese der entzündungsfördernden Leukotriene der 4-er Reihe (Ausgangssubstanz ist die Arachidonsäure, eine Omega-6-Fettsäure) zu hemmen. Omega-3-Fettsäuren sind am reichlichsten in Leinöl enthalten, daneben auch in teilweise geringeren Mengen in Hanföl, Kürbiskernen und in Meeresfisch (Hering, Makrele, Lachs, Rotbarsch, Aal, Forelle, Brachsen, Steinbutt, Sardelle).

Die Dihomo-Gamma-Linolensäure, eine Omega-6-Fettsäure, ist ebenfalls an der Bildung von entzündungshemmenden Eicosanoiden beteiligt und kommt in größerem Ausmaß im Nachtkerzenöl vor. Die entzündungshemmende Wirkung der Omega-3-Fettsäure ist jedoch erheblich stärker. Eine entzündungshemmende Ernährungstherapie muss folglich in einem zusätzlichen Zufuhr von Leinöl bzw. Fischöl bestehen. Alternativ ist auch die Einnahme von hochwertigem (nativem) Olivenöl möglich, allerdings ist hier der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren geringer.

Die Zufuhr sollte ca 18-20 Gramm pro Tag betragen. Ca 90% sollten in Form von Leinöl aufgenommen werden, ca. 10% in Form von Fisch bzw. Fischöl. Äußerst wichtig bei Leinöl ist, dass es frisch sein muss. Leinöl ist nur begrenzt haltbar (ca. 3 Monate) und benötigt hierzu ein spezielles lichtundurchlässiges Verpackung. Die Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren vor allem durch tierische Produkte sollte dagegen vermindert werden, wegen der entzündungsfördernden Wirkung der Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure. Besonders arachidon-säurereich sind: Fleisch, Fleischprodukte und Eier. Hoch ungesättigte Fettsäuren sind besonders empfindlich gegen Oxidation. Eine Erhöhung des Angebotes an diesen Fettsäuren sollte immer zusammen mit zusätzlichen Gaben von Vitamin E einhergehen. Die Enzymtherapie mit Amylase, Lipase, Bromelain, Papain und anderen wird bei Entzündungen ebenfalls erfolgreich eingesetzt.

Zusätzlich sind folgende orthomolekulare Wirkstoffe von Nutzen: Die Zufuhr von Carotenoiden (Vorstufen des Vitamin A) hat sich wegen der immunstimulierenden Wirkung als äußerst nützlich erwiesen. Das Vitamin Q10 (Ubichinon) ist vor allem in flüssiger Form für die örtliche Behandlung im Mund von großer Bedeutung. Es aktiviert die Zellatmung und die Energieversorgung im Zahnfleischgewebe. Eine Rückbildung bestehender Zahnfleischtaschen um bis zu 35% innerhalb von ca 6 Wochen konnte beobachtet werden.

Vermeidung entzündungsfördernder Nahrungsmittel

Seit 1998 ist bekannt, dass kurzkettige Carbonsäuren wie Essigsäure, Milchsäure, Propionsäure und Ameisensäure die Leukozytenmigration fördern und somit entzündungsfördernde Effekte haben. Diese Säuren werden in der Lebensmittelindustrie vor allem zu Konservierungszwecken häufig eingesetzt:

  • Propionsäure in Brot, Gebäck, backfertigen Teige, Milchprodukten wie z. B. Emmentaler Käse (bis zu 1% durch propionsäurehaltige Tauchlösungen)
  • Ameisensäure in geräuchertem Fisch, Sauerkonserven, Zwischenprodukte bei der Fruchtsaftherstellung
  • Milchsäure in Salatsoßen, Konfekt, kohlensäurehaltige Getränke
  • Essigsäure in Ketchup, Mayonnaise, Sauergemüse, Brot und anderen Backwaren.

Grundsätzlich deuten alle Krankheitserscheinungen am Zahnfleisch auf einen Mangel an Vitalstoffen hin, der ernährungs- oder verdauungsbedingt sein kann. Die Ernährung sollte zu 30-60% naturbelassen und lakto-vegetabil ausgerichtet sein. Tierisches Eiweiß (hierzu zählen auch alle Milchprodukte) soll nur mäßig oder gar nicht verzehrt werden. Zusatzstoffe (Konservierungsmittel, Farb- und Aromastoffe) sind stoffwechselbelastend und nach Möglichkeit zu meiden.

Wegen der zunehmenden Mineralstoff- und Vitalstoffverarmung durch die intensive Bodenbewirtschaftung und den Einfluss des „sauren Regens“ sind oft auch bei Vollwerternährung zusätzliche Gaben von Vitalstoffen empfehlenswert. Besonders nützlich als Ergänzung sind Algen in jeder Form, entweder als Nahrungsergänzungsmittel oder entsprechend den Traditionen der asiatischen Küche als Bestandteil des Speisezettels.

Empfehlenswert ist, auf diese Gesichtspunkte zu achten und nach Möglichkeiten zu suchen, sie in der täglichen Ernährung umzusetzen. In der Regel sind zusätzlich zur Stoffwechselaktivierung individuell ausgesuchte naturheilkundliche Medikamente angebracht. Ergänzende sehr hilfreiche Maßnahmen: Das „Ölziehen“ nach Dr. Karach und die Anwendung von Natron (Natriumhydrogencarbonat) zur Mundspülung.

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