Ernährung, Nahrungsergänzung und Orthomolekulartherapie

Die Nahrungsmittelindustrie zerstört bei der technologischen Zubereitung von Fertigprodukten viele lebensnotwendige Inhaltsstoffe. Das gilt für das ausgemahlene Mehl genau so wie für die Margarine, die Schokolade oder die Fertigpizza. Bei der Erzeugung von tierischen Produkten wie Fleisch, Milch und Eiern sind die Tierfuttermittel heute zumeist mit chemischen Fremdstoffen wie Antibiotika, Spritzmittel-Rückständen oder Umweltgiften belastet, die sich dann in den Nahrungsmitteln wiederfinden.

Nahrungsergänzungen sind Einzelstoffe oder Mischungen von Mineralien, Spurenelementen, Vitaminen oder ungesättigten Fettsäuren. Orthomolekular nennt man diese Stoffe, weil sie genau so im Körper vorkommen, d.h. es sind „die richtigen Moleküle“. Hypoallergen bedeutet, dass derartige Produkte ohne jegliche synthetische oder natürliche nicht deklarierte Hilfs- und Zusatzstoffe hergestellt  werden und nie oder extrem selten Allergien verursachen. Sie sind frei von allergenen Zusätzen und deshalb gerade auch für sensible Allergiker gut geeignet und  beispielsweise hypoallergenen, adaptierten Säuglings-Nährmitteln vergleichbar. Derartige Präparate bestehen aus reinen Inhaltsstoffen, die in einer hypoallergenen farblosen durchsichtigen Kapsel ohne Geschmacksstoffe oder weitere Zusätze abgefüllt sind.

Eine derartige optimale Verträglichkeit ist mit Tabletten oder Dragees sowie mit aromatisierten Brausepulvern  häufig nicht gegeben, da bei diesen Formen im Einzelfall fast immer belastende Zusatzstoffe z.B. zur besseren Schmierung der Tablettiermaschinen, Farben zur Verbesserung der Optik oder chemische Aromastoffe zusätzlich eingenommen werden. Bei hypoallergenen  Produkten kommen nur „intelligente“ Füllstoffe wie z.B. Acerolapulver Vitamin C zur Anwendung. Je höher die Stressbelastung des Einzelnen ist oder je mehr Fastfood und Kantinenkost sich nicht vermeiden lassen, desto sinnvoller erscheint eine zusätzliche Aufnahme von gesunden nicht belastenden Nahrungsergänzungen, die am besten individuell ermittelt werden sollten, um dem individuellen Bedarf in bester Weise zu entsprechen.

Patienteninformation zum Sinn und Unsinn von Nahrungsergänzungsmitteln

Ein Beispiel: Die Frankfurter Rundschau berichtete vor einigen Jahren anlässlich eines Kongresses zur bioaktiven Lebensführung, durch zusätzliche Vitamingaben könne jeder etwas Gutes für seine Gesundheit tun.

Ich halte es für eine fragwürdige Gesundheitsstrategie, nur zusätzliche Vitamine zu konsumieren. Es ist unstrittig, dass Medikamenten der Orthomolekularen Medizin eine notwendige und wichtige Rolle in der Therapie bestimmter Krankheitsbilder zukommt. Viele sogenannte  „Vitalstoffpräparate“ entsprechen aber nicht den Anforderungen, die an gesundheitsförderliche Nahrungsergänzungsmittel zu stellen sind!  Sie weisen oft genau die Charakteristika auf, die die Industriekost, die industriell hergestellten chemischen Pillen der Arzneimittelindustrie „auszeichnet“: Raffination, Denaturation, Zusatzstoffe! – Denn sie werden von den gleichen Herstellern und Fabriken produziert, mit der gleichen marktorientierten Logik!

Als ganzheitlich und naturheilkundlich denkender und praktizierender Therapeut kann ich darüber hinaus aber nur warnen:

Wer Vitamine und Spurenelemente zur Vorbeugung gegen Krankheiten einnimmt und damit glaubt, genug für die Gesundheit getan zu haben, ist auf dem Holzweg. Zivilisationsbedingt veränderte Ernährungsgewohnheiten lassen sich damit nicht neutralisieren. Wer dem alltäglichen Selbstmord mit Messer und Gabel entkommen will, kommt nicht umhin, seine Ernährungsgewohnheiten umzustellen. Keiner würde sein Kat-Auto mit Diesel volltanken, aber viele finden nichts dabei, raffinierte, denaturierte, mit Zusatzstoffen versetzte, mit Pestiziden und Insektiziden belastete, radioaktiv bestrahlte, gentechnisch veränderte, mit Mikrowellen behandelte Produkte zu konsumieren. Zwar hat der Mensch grössere Kompensationsmöglichkeiten als das Kat-Auto, von daher dauert es einige Jahre, bis die Folgen sichtbar werden: Löcher in den Zähnen sind die ersten Warnsymptome, Diabetes, Rheuma usw. brauchen u.U. 20-30 Jahre. Die wenigsten Menschen und auch Ärzte sind sich bewusst, dass dies Ernährungsfolgen sind, die vermeidbar wären: Eine am Prinzip der Vollwerternährung orientierte Mischkost muss nicht zwangsläufig mit Vitaminen aufgemotzt werden, wenn die Verdauung funktioniert. Gerade das ist aber bei einem Grossteil der Patienten nicht mehr der Fall: Ca. 40-50% leiden an funktionellen Verdauungsbeschwerden, die von der Schulmedizin therapeutisch ignoriert werden. Auch die zunehmenden Allergien können nur auf der Grundlage eines gestörten darmassoziierten Immunsystems entstehen. Wer „Wundermittel“ gegen Herzinfarkt, Schlaganfall, Rheuma und Krebs anpreist, ohne eine Änderung der Ernährung zu fordern, täuscht sich und andere über die eigentliche Ursache vieler Krankheiten. Orthomolekulare Wirkstoffe helfen zwar, sind aber nur eine Symptombehandlung, keine ursächliche Therapie.

Der Trend zur Selbstmedikation mit orthomolekularen Substanzen widerspricht der therapeutischen Erfahrung, dass individuell im Medikamententest festgestellt werden muss, ob ein Bedarf vorhanden ist oder nicht.

Wer Pillen schluckt auf gut Glück, wird auch nur mit Glück gesund bleiben.

Helfen kann nur eine an der Ursache ansetzende Vorbeugung und Therapie!

Ergänzend dazu: Sicher ist es unverzichtbar, einen Mangel an essentiellen Vitalstoffen (zu denen u.a. Vitamine und Spurenelemente gehören) zu beheben. Es ist richtig, was der Kardiologe Friedrich Späh sagt, dass „hochdosierte Vitamine […] die zweitbeste Möglichkeit [sind], nach einer Änderung des Lebensstils, also mehr Bewegung, weniger Stress und gesündere Ernährung“ (zitiert im Focus). Und auch das Statement von Elisabeth Pivonka trifft ins Schwarze: „ernährungsbedingte Krankheiten kosten unsere Gesellschaft jährlich 250 Mrd. Dollar. Wir können viel sparen, wenn wir einfach unsere Ernährungsgewohnheiten ändern, ohne teure Vitamine aus den Industrielabors.“

Was hindert dich/Sie, kritisch den bisherigen Lebensstil zu hinterfragen?

Was hindert dich/Sie, die beste Möglichkeit zur Gesunderhaltung zu nutzen?

Was hindert dich/Sie, künftig auch im Bioladen einzukaufen?

Was hindert dich/Sie, die typisch deutschen Ernährungsfehler, zu süß, zu fett, zu viel Eiweiß, zu wenig Vitalstoffe, zu viele Zusatzstoffe, zu vermeiden?

Die Qualität der Lebensmittel ist das Eine, Qualität der Verdauungsorgane das Andere.

Es nützt langfristig wenig, nur Vitamine einzunehmen und alle anderen krankmachenden Faktoren zu ignorieren. Daher halte ich viel davon, Patienten individuell nach Testung verträglicher und effektiver Medikamente zu therapieren und wenig davon, nach Schema vorzugehen.

Vitamine helfen oft, sind aber keine Wundermittel und können Nebenwirkungen haben. Es ist zwar ein deutlicher Fortschritt, wenn im Focus geschrieben wird, dass natürlich hergestellte Vitamine doppelt so gut wirken wie synthetisch hergestellte, aber eben dreimal so teuer sind.

Es ist ein Fortschritt, zu lesen, dass einzelne Vitamine wenig bringen, aber die Kombination verschiedener Wirkstoffe effektvoll sein kann. Zu der Erkenntnis eines Paracelsus aber, der forderte, „Eure Nahrungsmittel sollen Eure Heilmittel sein“, fehlt dennoch ein Erhebliches.

Vitamine allein bewirken eine Verschleierung der Krankheitssymptomatik, der Fachmann spricht von „Latenz“, „Symptomunterdrückung“ bzw. „-verschiebung“. Diese Krankheitsunterdrückung kann unter Umständen jahrelang erfolgreich sein, und mündet dann in therapeutisch schwer behandelbare Krankheitsbilder wie z.B. Krebs.

Es ist wichtig, zu verstehen, dass Vitamine keine Heilungsimpulse setzen, sondern darauf angewiesen sind, dass im Körper des Patienten genug Selbstheilungskräfte wirken. Wo das nicht der Fall ist, ist es unverzichtbar, diese Selbstheilungskompetenz wieder in Gang zu setzen. Hierzu sind meistens homöopathische Arzneien angezeigt. Nur diese haben einen Einfluss auf das Energiesystem des Patienten, können fehlende Energie aufbauen und Energieblockaden auflösen. Darüber hinaus ist es in meinem Verständnis wichtig, sich mit den tieferen Ursachen, der Bedeutung und dem Sinn einer Erkrankung auseinanderzusetzen und die Heilung nicht allein vem Therapeuten zu erwarten.

Ein Wort zu Dr. Rath, dessen medizinische und gesellschaftspolitische Arbeit ich sehr hoch schätze: Leider vertritt er eine einseitig auf Vitamine ausgerichtete Medizin, die viele anderen in gleichem Maß wichtige Aspekte ignoriert.

Dr. Raths Zellularmedizin scheint zumindest nur aus natürlichen Inhaltsstoffen zusammengesetzt zu sein. Viele kritische Begleitstoffe werden vermieden, wie der Hinweis „keine üblichen Allergene“ signalisiert. Von daher erscheinen mir die Präparate besser als die üblichen, aber nicht unbedingt für jeden Fall optimal zu sein.

Wenig sympathisch finde ich den Vertrieb über ein Schneeballsystem, das jeden Berater am Präparateumsatz beteiligt. Ich halte es grundsätzlich für bedenklich, sich von Medikamenten abhängig zu machen. Das aber scheint ein wichtiger Punkt an Dr. Raths Zellularmedizin zu sein, und sie unterscheidet sich damit nicht von der üblichen Medizin, die Patienten zu Konsumenten degradiert.

Es mag zwar ein gradueller Fortschritt sein, auch angemessen angesichts der Vitalstoffdefizite, die viele Patienten haben, obwohl sie  (zu niedrig dosierte oder mit belastenden Zusatzstoffen versehene) Präparate einnehmen. Mir ist es zu einfach und dem Phänomen Krankheit  nicht angemessen.

Der Arzt Dr. Norbert Enders bringt es mit der Formulierung „Die Gesetze der Krankheit folgen einem höheren Prinzip als dem eben Sichtbaren. Die Zufuhr von z.B. Eisenkapseln, Vitaminen und Kalk ist deshalb der hilflose Akt eines Unwissenden, Nichtverstehenden“ auf den Punkt.

Es gibt viele therapeutische Möglichkeiten. Aufgabe eines Heilkundigen ist es, die individuell passenden zu finden, ohne Symptome zu verdrängen oder zu unterdrücken. „Alles Verdrängte kehrt unerledigt wieder“, sagt der Philosoph Santayana. Je mehr an Symptomen verdrängt wird, je weniger ins Bewusstsein gehoben wird, desto stärker wird die Wiederholungstendenz, desto ernsthafter wird die nächste Erkrankung ausfallen. Jeder Patient entscheidet allein, was er als wahr und hilfreich für sich ansieht, und deshalb gibt es keine unheilbaren Krankheiten, sondern nur unheilbare Menschen (Bernie Siegel).

Empfehlenswerte Literatur: Patientenratgeber Orthomolekulare Therapie – Hypoallergen von Peter Hansen-Volkmann.

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