Interdisziplinäre Projekte

Leserbrief zur Titelgeschichte des SPIEGEL, Nr. 38/2004 „Das Abenteuer und die Poesie der Wissenschaft“

Matthias Matussek schreibt in seiner Titelgeschichte über Alexander von Humboldt: „… ist es nicht merkwürdig, wie sehr interdisziplinäre Projekte wieder an Attraktivität gewinnen, wie die Kulturstrategen, aber auch die Naturwissenschaftler auf Ganzheitlichkeitsmodelle zustreben, wie neben der Zersplitterung die Zusammenschau an Zulauf gewinnt?“

Das scheint mir mehr Wunschdenken als Realität zu sein! Bitte versuchen Sie doch mal mit einer breit recherchierten Reportage zu belegen, wo das stattfindet. Wo finden sich Wissenschaftler, die in Zusammenhängen denken, so wie es Enzensberger über A. von Humboldt sagt?

Zumindest in der Medizin ist es so, dass zwar viele Patienten brennend an Ganzheitlichkeit interessiert sind (Schätzungen gehen von mehr als 50% aus), aber die Experten, die in dieser Richtung forschen und praktizieren, sind eine verschwindende Minderheit.

Deswegen ist ein zukunftsweisender Gedanke von Wilhelm von Humboldt zum Konzept und zur Praxis einer ganzheitlich-psychosomatisch orientierten Heilkunde immer noch nur eine Ahnung dessen, was einst sein könnte als verstandene Gegenwart: „Es wird eine Zeit kommen, wo es als Schande gilt, krank zu sein, wo man Krankheit als Wirkung verkehrter Gedanken wertet.“