Zur Spiegel-Reportage „Störfelder im Gebiss“

Das Magazin Der Spiegel zeichnet sich dadurch aus, dass immer wieder durchaus kritische Berichte über Erscheinungen des modernen Medizinbetriebes veröffentlicht werden. Freilich bleiben die Alternativen in der Regel im Dunkeln. Auf deutsch gesagt: Es wird alles nach Gusto schlecht geredet. So kann man seine eigene Kritik auch entwerten, denn wenn keine Alternativen geboten werden, ist der schlechte Stiefel immer noch besser als gar keiner…

Es darf also nicht verwundern, wenn mein folgender Leserbrief an den Spiegel nicht abgedruckt wurde. Er erschien jedoch ungekürzt als Kommentar in der Zeitschrift Erfahrungsheilkunde, Ausgabe 5/2002:

An
Der Spiegel
z. Hd. Frau Renate Nimtz-Köster
Brandstwiete 19
20457 Hamburg

Bad Homburg, den 17.3.2002

Sehr geehrte Frau Nimtz-Köster,

mit der Reportage „Störfelder im Gebiss“  vom 18.2.2002 zeigen Sie wieder mal sehr deutlich, daß sich polemische Artikel umso besser schreiben lassen, je weniger man mit sich mit Detailwissen belastet. Vielleicht läßt es der Etat des Spiegel zu, €152,36 für das ganzheitsmedizinische Lehrbuch zur Theorie und Praxis der Sanierung odontogener Störungen des erwähnten Johann Lechner „Störfelder im Trigeminusbereich und Systemerkrankungen“1 auszugeben und einen Medizinjournalisten dran zusetzen, um den eigentlichen Skandal (der sich analog auch in vielen anderen Bereichen findet) aufzudecken: Maßgebliche Teile des etablierten Medizinbetriebs sind nicht in der Lage, neue Evidenz, die überkommenes Tun in Frage stellt, selbstkritisch sich zu eigen zu machen. Statt dessen wird tief in die Trickkiste der Manipulationstechniken gegriffen und nach klassischem Muster mit simpler Blockadestrategie alles in Abrede gestellt, nach Bedarf benutzt man dann die Techniken der Schwarz-Weißmalerei, Brunnenvergiftung, Evidenztaktik, Tabuisierungstaktik usw.2

Jedem ist klar, daß ein Magazin wie der Spiegel nur davon leben kann, daß schlechte Nachrichten verkauft werden („Only bad news are good news“), aber wenn der Habitus aufklärerischen Journalismus’ sich nur in arroganter, oberflächlicher Schreibe zeigt, ist das ein Zeichen dafür, daß der Spiegel in seiner Geschichte es zu einer subtilen Meisterschaft in der Kunst gebracht hat, mit der Verallgemeinerung von schlechten Nachrichten Bestandteil eines unreflektierten Lynch- und Rufmord-Journalismus zu werden, den mittlerweile doch etliche bedenklich („4. Macht im Staat“) finden, weil er weder demokratische Gepflogenheiten noch die Tugend, einander zuzuhören und ausreden zu lassen kennt, sondern zielstrebig von der Voreingenommenheit zum veröffentlichten Vorurteil in Millionenauflage kommt.

Merkenswert daran ist nur, daß wohl kaum eine Berufsgruppe oder ein Thema bislang davon ausgenommen blieb außer das Journalistentum, speziell das hauseigene. Woran das wohl liegt?

Anscheinend hat sich wenig geändert seit den Tagen als Johann Wolfgang von Goethe schrieb: „Man muß das Wahre immer wiederholen, weil der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von einzelnen, sondern von der Masse, in Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten. Überall ist der Irrtum obenauf und behaglich im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist.“

Kurt Tucholsky prägte den Satz: „Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein.“

Im Zeitalter des Spezialistentums, das in der Medizin dazu geführt hat, daß man mittlerweile an die 50000 Krankheitsbilder kennt und nur wenige davon heilen kann, ist ein ganzheitlicher Anspruch natürlich etwas verquer. Aber die Erfolge, die von ganzheitlichen Medizinern erzielt werden, sind wissenschaftlich nachvollziehbar. Nur es ergeht ihnen wie allen, die Erfolg haben, mit dem Erfolg kommen die Neider und die selbst ernannten Experten mit ihren vorfabrizierten Schubladen, das gehe nicht mit rechten Dingen zu.

Jede Kultur hat Ihre Kulturpessimisten, die den Finger auf die wunden Stellen legen, und es ergeht Ihnen wie im alten Troja der Seherin Kassandra, deren Warnungen niemand Glauben schenkte. In antiken Despotien war es mitunter Brauch, die Überbringer von schlechten Nachrichten vom Leben zum Tode zu befördern, ein Rest hat sich anscheinend in dem Bedürfnis nach projektiver Verurteilung auch in unserer Mediengesellschaft erhalten, das der Spiegel gekonnt bedient.

Trotzdem möchte ich nicht versäumen, etwas Detailwissen hier anzuführen, um nach Goethe „das Wahre immer wiederholen“:

Wenn Schulmediziner die Existenz von odontogenen Störfeldern in Abrede stellen, übersehen sie: Die Beurteilung eines Röntgenbildes aus naturheilwissenschaftlicher Sicht setzt spezielle Fachkenntnisse voraus. Ich verweise auf Dr. Rosemarie Miegs Feststellung: „Das Lesen von Röntgenaufnahmen ist eine eigene Kunst, die langer Erfahrung bedarf und in Vollständigkeit auch nicht an den Universitäten vermittelt werden kann.“3 Diese Tatsache wird auch belegt durch das Angebot eigener Fortbildungskurse speziell zum Thema der Interpretation von Röntgenaufnahmen.

Fortgebildete Zahnärzte wissen, dass erst ab 30-40% Knochenverlust eine chronische Entzündung an einer Wurzelspitze im Röntgenbild sichtbar ist.4

Der anerkannte Schweizer Wurzelkanalspezialist Professor P.H.A. Guldener schrieb schon vor 20 Jahren in seinem schulmedizinischen Lehrbuch: „Ist der Patient nach durchgeführter endodontischer Behandlung beschwerdefrei, (…) so ist die Behandlung für den Kliniker, keinesfalls aber für den Histologen (Hervorhebung d.d.V.), als Erfolg zu bezeichnen.“5

Dies bedeutet nichts anderes, als daß an jedem wurzelbehandelten Zahn bei einer Gewebsuntersuchung vom Pathologen entzündetes Gewebe gefunden werden kann. In gleichem Sinne äußert sich der amerikanische Kollege Guldeners, George Meinig, ein Endodontologe mit 50-jähriger Berufserfahrung, in seinem Buch.6

Mit schulmedizinischen Diagnosemöglichkeiten können nur Endstadien von Krankheiten festgestellt werden. Ein Endstadium setzt aber voraus, dass bereits viele Krankheitsvorstufen, z.B. energetische Minderversorgung, unzureichende Durchblutung, ungenügende Entgiftung, Minderernährung, funktionelle Fehlbeanspruchung etc. vorausgegangen sind, bis es zu einer erfassbaren Formveränderung gekommen ist.

Bildgebende Verfahren und auch Laboruntersuchungen können energetische Zustände und komplexe Stoffwechselvorgänge nicht erfassen.

Jedem Zahnarzt mit Erfahrung ist bekannt, dass eine Karies im Röntgenbild immer kleiner aussieht, als sie in Wirklichkeit ist, weil Überlagerungseffekte und die Reduzierung eines dreidimensionalen Zustandes auf ein zweidimensionales Bild systembedingt Unschärfen erzeugen. Es gibt auch Karies, die im Röntgenbild nicht sichtbar ist und erst durch gründliche Zahninspektion nach z.B. Entfernung einer Füllung festgestellt werden kann. Kein Zahnarzt würde deswegen diese Karies unbehandelt lassen, nur weil sie im Röntgenbild unsichtbar ist – es ist selbstverständlich, dass der klinische Nachweis dazu führt, dass der röntgenologisch nicht sichtbare Befund behandelt wird.

Jeder, der die Parallele zur Röntgensichtbarkeit einer Karies zieht, kann logisch nachvollziehen, um welches Problem es sich bei der apikalen Ostitis handelt. Obwohl es ein Problem von epidemio­logisch ersten Ranges ist, wird es von der Schul(zahn)medizin ignoriert bzw. verharmlost. Zur Signifikanz solcher röntgenologisch nicht oder nur schwach erkennbaren Entzündungsherde sagt Reimar Banis: „Herde sind in der Medizin chronisch entzündliche abgekapselte Bereiche mit Fernwirkungen. Das Fatale an der Fernwirkung ist, dass eine eigentlich relativ unbedeutende, für den gesamten Körper nicht existenziell bedrohliche Entzündung relativ große bis gigantische Auswirkungen hat“.7

Die von Banis apostrophierten gigantischen Auswirkungen reichen bis hin zur Mitverursach­ung von Krebserkrankungen, worauf auch der renommierte Krebsspezialist Dr. Braun von Gladiss hinweist.8

1984 erhielt der Schweizer Atomphysiker Dr. Carlos Rubbia den Nobelpreis für die Entdeckung einer mathematisch berechenbaren Naturkonstante, mit der er das Verhältnis von Masseteilchen (Materie) zu den steuernden Energieteilchen berechnen konnte. Dieses Verhältnis von Materie zu der sie formenden Energie beträgt 1:9,746 x 10 hoch 8. Dies entspricht etwa 1: 1.000.000.000. So sind dementsprechend 1 Milliarde mal mehr Energie­einheiten daran beteiligt, eine einzige Einheit an Materie, sprich Masse, zu bilden, so daß diese für uns in ihrer materialisierten Form sichtbar wird und wir sie in die Hand nehmen können. Ist es nicht interessant, daß wir Menschen uns immer nur mit dem ein milliardsten Teil der Wirklichkeit beschäftigen, nämlich der Materie bzw. dem, was greifbar und sichtbar ist?9

Mit genau diesen energetischen Zusammenhängen aber beschäftigen sich durchgängig alle Richtungen ganzheitlicher oder naturheilwissenschaftlicher Medizin und machen sie sich zu nutze, seien es nun Akupunktur, Homöopathie, Biophysikalische Informationstherapie, Kneipp-Anwendungen oder was auch immer. Wem das nicht zu denken gibt, der will vermutlich nicht denken. Ich kann das aus eigener Erfahrung gut nachvollziehen, es ist nie einfach, ein Weltbild aufzugeben und festzustellen, daß die Dinge auch noch aus anderen Blickwinkeln wahrgenommen werden können, als man es auf Schule und Universität gelernt hat.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Norbert Guggenbichler

Anmerkungen

  1. Johann Lechner: Störfelder im Trigeminusbereich und Systemerkrankungen – ein ganzheitsmedizinisches Lehrbuch zur Theorie und Praxis der Sanierung odontogener Störfelder, Kötzting 1999.
  2. A. Edmüller, T. Wilhelm: Manipulationstechniken, Planegg 1999.
  3. Rosemarie Mieg, Krankheitsherd Zähne, München 1999, S. 21.
  4. Dirk Schreckenbach: An jedem Zahn hängt auch ein ganzer Mensch, Homburg 2001, ISBN 3-9806866-1-2, S. 26.
  5. Peter H. A. Guldener, Kaare Langeland: Endodontologie, Stuttgart, New York 1982, S. 437.
  6. George E. Meinig: Root Canal Cover-Up – A Founder of the Association of Root Canal Specialists Discovers Evidence That Root Canals Damage Your Health – Learn What to Do, Ojai, (California 93023) 5. Printing 1998, ISBN 0-945196-19-9.
  7. Reimar Banis: Psychosomatische Energetik – Diagnostik der Chakren und Energie-Ebenen und ihre biologische Therapie, Sulzbach 1998, S. 58.
  8. Dr. Karl-Heinz Braun-von Gladiß: Krebskranke Menschen in ganzheitlich-medizinischer Behandlung, Teufen 2000, S. 27, S. 34f, S. 70f. ISBN-3-9522010-0-6.
  9. Barbara Hendel, Peter Ferreira: Wasser & Salz, Urquell des Lebens, Herrsching 2001, S. 20.