Drewermann spricht zu Markus Söder

Eugen Drewermann ist ein ehemaliger katholischer Priester, der als Ketzer 1991 die Lehrbefugnis entzogen bekam, 1992 Predigtverbot erhielt und vom Priesteramt suspendiert wurde.

Schon 1989 hat Drewermann über Kirchenstrukturen geschrieben, die erst dreißig Jahre später in der Debatte über Kindesmißbrauch breit thematisiert wurden.

Markus Söder ist ein oberfränkischer CSU-Politiker, der sich gegen viele Vorbehalte vieler Leute auf seinem Weg zum bayrischen Minister-präsidenten und CSU-Vorsitz durch nichts hat stoppen lassen.

In den Monaten der Corona-Krise hat er es geschafft, sich als Fels in der Brandung vermeintlich politischer Unfähigkeit und als Schutzengel der Bürger und möglicher Kanzlerkandidat zu inszenieren. Wann immer er über Corona spricht, nie versäumt er zu sagen, wie tödlich das Virus ist und wie hart er bereit ist, gegen das Virus vorzugehen. Symptomatisch das Bestreben bayrischer Polizisten, Bürger, die allein auf Parkbänken in der Sonne saßen, wegen Unterstützung der Corona-Ausbreitung nach Hause zu schicken.

Dies trotz der schon vor Monate absehbaren Tatsache, dass die Tödlichkeit von Covid-19 derjenigen von Influenza-Viren nahekommt. Im Land mit den meisten Infektionen, den USA liegt die Sterblichkeit bei ca. 0,5% der bekannten Infektionsfälle. Wenn die Dunkelziffer nicht erkannter Infektionen berücksichtigt würde, sänke diese Zahl vermutlich um den Faktor 5 bis 10. eine kalifornische Studie legt nahe, dass 50 mal mehr Menschen infiziert waren als gemeldet. Dann müsste als Sterblichkeit 0,5% : 50 = 0,01% angegeben werden

Wenn das Todesfallrisiko des Virus für Spanien mit 10 Prozent der Infizierten angegeben wird – aus welchen Gründen auch immer – dann sind Warnungen der Söder’schen Sorte angebracht. Wieso warnt Söder nicht vor Bier, Mortadella und Schweinshaxe? Deren Beitrag zu Morbidität und Mortalität vor allem männlicher Corona-Patienten ist nicht nur hierzulande erheblich.

Ein Konsumverzicht predigender Vegetarier, der keinen Kühlschrank für eine kühle Maß besitzt sagt zu den Anti-Coronaaktivitäten des bayrischen Ministerpräsidenten:

“Er sollte lernen, mit der simplen Tatsache der Endlichkeit seines persönlichen und unser aller Leben umgehen zu lernen. Wir werden verführt, in einem Klima der permanenten Angst zu leben, dass die Natur uns bedrohen könnte. Das tut sie unvermeidlich, das Leben endet tödlich, und das Dasein hat seine Grenze. Vermeidbar ist aber, wenn Menschen durch Fehlernährung vorzeitig krank werden und sterben, wenn Menschen wegen fehlender Geschwindigkeitsbeschränkungen sterben, wegen eines Wirtschaftssystems, das auf Gewinnmaximierung und Wachstum ausgerichtet ist wie die Tönnies-Unternehmen.”

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer erkannte 2018 in einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ an, was Drewermann an „Strukturen des Bösen“ in der Kirche erkannt habe, sei prophetisch gewesen. „Eugen Drewermann ist ein von der Kirche verkannter Prophet unserer Zeit“, sagte Wilmer.

Drewermann ist auch ein von den weltlichen und kirchlichen Laien verkannter Visionär einer neuen Verantwortlichkeit und Haltung dem Leben gegenüber.

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