Endodontie unter immunologischen Aspekten

Diskussionsbeitrag zu Rüdiger Osswald: „Die Bedeutung der sorgfältigen Desinfektion in der Endodontie“ (S. 10-13) und Harald Strippel: „Ist die Wurzelkanaldesinfektion mit ChKM wirklich überlegen?“ (S. 14-16), in: DAZ-Forum Nr. 86, 2005.

Die Literaturliste und die Anmerkungen zu meinem Artikel „Endodontie unter immunologischen Aspekten“, veröffentlicht in: DAZ-Forum Nr. 87, 2006, S. 18-19, sind in diesen Text integriert, da sie im DAZ-Forum nicht veröffentlicht wurden.

Diesen Artikel können Sie auch in erweiterter Form nachlesen unter „Oft ignorierte Aspekte der Wurzelbehandlung“.

Erfolgskriterien als Weichenstellung

Zweifellos ist es richtig, dass die Mehrzahl aller Wurzelbehandlungen in Deutschland qualitativ unbefriedigend sind. Die falsche Bescheidenheit bezüglich der Erfolgskriterien illustriert aber auch, wie wenig Zahnärzte in Wissenschaft und Praxis im allgemeinen und speziell in der Endodontie medizinische Gesichtspunkte einbeziehen und sich statt dessen ohne diagnostische Absicherung auf die funktionierende Immunabwehr des Patienten verlassen.

Gerade weil in den letzten Jahrzehnten auch die endodontischen Erfolgs-kriterien von der Wissenschaft nach unten korrigiert wurden, und mittlerweile sogar die Persistenz einer apikalen Aufhellung (!) nach WF (!) als Erfolg (!!!) gewertet wird, darf das aber nicht wundern. Dies ist als Kapitulation der Wissenschaft vor den Bedürfnissen der Praxis zu sehen: Eine Legitimierung des Faktischen.

Ich verweise auf Guldeners Feststellung, dass an jedem toten Zahn Entzündungsgewebe gefunden werden kann,1 das nach R. Banis Fernwirkungen „…bis hin zur Mitauslösung einer Krebserkrankung“ hat.2

Der DAZ-Forum-Titel Nr. 86 zeigt einen Zahn mit verbreitertem Desmodontalspalt – hier wie geschehen eine prothetische Versorgung durchzuführen halte ich für fragwürdig. Auch der auf S. 12 gezeigte Zahn 45, der forciert aufbereitet und überfüllt wurde, ist Dokument einer fragwürdigen Auffassung von Aufbereitung. Symptomfreiheit nach so einer Behandlung hat nichts mit der durchgeführten zahnärztlichen Arbeit zu tun, ist ausschließlich dem Umstand zu verdanken, dass das Immunsystem des Patienten zu defizitär ist, um darauf reagieren zu können.

Nicht nur meine über 20-jährige Erfahrung zeigt, dass grottenschlechte Wurzelfüllungen mit der Persistenz eines Zahnes im Mund einhergehen können oder auch ein devitaler Zahn ohne WF im Röntgenbild völlig unauffällig sein kann, zur vollsten Zufriedenheit des Patienten.

Wenn es auch richtig ist, im hochakuten Schmerzfall kurzfristig Kortikoide zu geben, die routinemäßige Gabe von Ledermix-Paste z.B. nach jeder Präparation oder bei jeder Endo grenzt an Fahrlässigkeit und hat einen hohen Preis: Die körpereigene Regulation wird ausgeschaltet, die hormonale Stressregulation wird ausgebremst, dies mit Folgen für den Patienten, die ein Zahnarzt gar nicht überblicken kann: Das Immunsystem möchte den toten Zahn eigentlich loswerden, kann nach Ledermix aber nicht mehr. Auch die verbreitete (Vor-)Medikation mit Antibiotika bei der kleinsten Entzündung muss hier als kausaler blockierender Faktor gesehen werden.

Zum Verhältnis von Aufbereitung, Desinfektion und Keimbesiedlung

Das Prinzip der gründlichen Aufbereitung ist zwar richtig, tritt aber anscheinend statistisch wenig in Erscheinung. Für mich deutlich ist, dass eine Aufbereitung und Abfüllung nach US-Kriterien keine Garantie für einen schmerzlosen Zahn darstellt. Zu viele Patienten haben ich schon gesehen, die unwillig den Zahnarzt gewechselt haben, weil „danach“ immer noch Beschwerden da waren und sie mit der Aussage ihres Zahnarztes konfrontiert waren: „Der Zahn kann gar nicht weh tun, weil er tot ist!“ Wer immer wieder erlebt, wie 0,5%iges Procain submucös injiziert in solchen Fällen hilft, versteht, dass Aufbereitung nur ein Teilaspekt ist.

Denn auch im besten Fall bleiben 30-70 Prozent der organischen Masse hauptsächlich in den Odontoblastenfortsätzen im Dentin (bis zu 3000 pro qmm) unangetastet und werden nekrotisch. Die Desinfektion bleibt eine oberflächliche und vorübergehende Maßnahme. Es ist kein Wunder, dass sowohl die herkömmliche Endodontie als auch die amerikanische Endo-Schule hinsichtlich der Erfolgsrate sich wenig unterscheiden, wie Strippel anmerkt. Sie teilen ein nur oberflächliches Desinfektionskonzept und entbehren des Verständnisses, was sich in den Tiefen der Dentintubuli und der umgebenden Spongiosa entwickelt. Eine bakterielle und mykotische Flora („slow bacteria“, Cell-Wall-Deficiencies (CWD) und Hochvalenzen der Pilze Aspergillus niger und Mucor racemosus, die Temperaturen von 70° C bis 400°C überstehen), entwickelt sich, um die nekrotischen Gewebe zu entsorgen.3

Ich finde es grotesk, dass die Vorstellung einer Desinfektion des Kanals die Endodontie so beherrscht, obwohl häufig Antibiotika als systemische Therapie zu Hilfe genommen werden. Dieses Desinfektions-Dogma ist mit verantwortlich dafür, dass das Konzept der Depotphorese nach Knappwost wenig angewandt wird. Deren Erfolgsquote auch bei Problemzähnen spricht für sich. Fachlich überzeugend an Knappwosts Methode ist für mich allein die Elektrophorese mit Cupral.4

Der weitgehende Verzicht auf eine Aufbereitung ist für mich unver-antwortlich. Zusätzliche keimhemmende Maßnahmen sind sinnvoll. M.E. wird durch Laser-Anwendung nur ein Oberflächeneffekt erreicht. Einzig Ozon scheint mir fähig zur Tiefenpenetration. Seit über 50 Jahren ist die Ozontherapie bekannt als äußerst wirksame Maßnahme gegen Keime jeder Art. In Schwimmbädern wird es sogar anstelle des Chlors eingesetzt. Sowohl bei chronischen als auch bei akuten Infektionen (gerade endodontischen) ist sie sehr empfehlenswert nicht nur als antibakterielle und zugleich immunstimulierende Maßnahme, die sowohl zur Tiefendesinfektion von Wurzelkanälen als auch zur apikalen Regeneration eingesetzt werden sollte.5

Ausblick zur langfristigen Bewertung des Therapie-„Erfolgs“ einer Wurzelbehandlung

Auch wenn es ein qualitativer Fortschritt ist, wenn ein Zahn nach US-Endodontologen-Kriterien versorgt wird oder mit Depotphorese etc. statt mit einer kassenüblichen BEMA-Wurzelfüllung: Dieser Zahn kann nicht wie eine erfrorene Zehe abgestoßen werden, sondern bleibt als autologes jedoch nicht vitales Gewebe, – quasi zum Fremdmaterial mutiert – potentiell immunologisch und energetisch ein (Regulations-)Problem. Der verbleibende Anteil an abgestorbenem organischem Gewebe kann zwar minimiert werden, aber nicht bis zum Wert Null. Dies bedeutet zwangsläufig, dass Leichengifte entstehen und damit die giftigsten bekannten organischen Verbindungen, die Merkaptane.

Bislang sind hier in Deutschland auch die Hinweise ohne Resonanz geblieben die der Nestor der amerikanischen Endodontologen, George Meinig, nach 50 Jahren Endodontie-Erfahrung im allgemeinen und zur Klassifizierung des Röntgenbefundes bei devitalen Zähnen im speziellen gegeben hat.6

Nach seiner einleuchtenden Definition zeigt ein Granulom an einem toten Zahn, dass das Immunsystem des Patienten erfolgreich tätig geworden ist und eine „Auffangstation“ für die freiwerdenden Toxine gebildet hat. Wo das aber nicht zu sehen ist, hat das Immunsystem versagt und der Patient ist schutzlos diesen Toxinen ausgesetzt. Hierzulande werden aber gerade die Zähne noch oft (chirurgisch) nachbehandelt, die Granulome aufweisen, dabei wäre Therapie bei den Zähnen ohne Röntgenbefund viel wichtiger. Weil wir in der Uni gelernt haben, uns blind auf das Röntgenbild zu verlassen, sind die allermeisten Zahnärzte unfähig, zu interpretieren, was oft nur minimal dort zu erkennen ist (beginnende Aufhellungen / Verschattungen, sklerosierende Ostitis, NICO, Granulome an vitalen Zähnen etc.) und außerstande, die Stoffwechsel- und Energieprozesse nachzuvollziehen, die sich dort abspielen. Vor allem, weil kein therapeutisches Wissen vermittelt wurde, wie und warum solche Befunde anzugehen sind, hören viele kranke Patienten den stereotypen Satz: „Sie haben nichts, im Röntgenbild ist alles in Ordnung“, selbst wenn dort Fremdkörper wie Amalgambestandteile, abgebrochene Endo-Feilen usw. zu sehen sind.

In informierten Kreisen ist bekannt, dass Patienten bei einer rein schulmedizinischen Zahnsanierung mit Endodontie häufig nach einem Zeitraum von 10-15 Jahren chronische Symptomenbilder entwickeln, die dann therapeutisch schwer beherrschbar, bzw. nur unter Beachtung konsequentester Sanierungsprinzipien einer Remission zugänglich sind. Patienten, deren chronisch therapieresistende Beschwerden sich spontan (nur anscheinend unerklärlicherweise) nach Entfernung von devitalen Zähnen zurückgebildet haben, sind zu häufig, als dass es reicht, mit dem Vorschlaghammer-Vorwurf „Gebissverstümmelung“ die Reflexion über solche Patienten plattzumachen, gerade weil solche Erfahrungen auch im universitären Bereich vorhanden sind.

Wenn schulmedizinischerseits bewährte Elemente einer naturheilkundlichen „Salutogenese“ – vgl. Dr. Braun-von Gladiß7 – wie z.B. Störherdsanierung als Humbug oder Nebensache abqualifiziert werden, ist das unter einem sozialmedizinischem Blickwinkel fatal, weil es den Tatbestand unterbliebener Diagnose und Therapie, d.h. unterlassener Hilfeleistung bei Millionen von Patienten zur Folge hat.

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Anmerkungen

  1. Der Schweizer Wurzelkanalspezialist Professor P.H.A. Guldener schrieb in seinem Lehrbuch (Peter H.A. Guldener, Kaare Langeland: Endodontologie, Stuttgart, New York 1982, S. 437): „Ist der Patient nach durchgeführter endodontischer Behandlung beschwerdefrei, […] so ist die Behandlung für den Kliniker, keinesfalls aber für den Histologen, als Erfolg zu bezeichnen.“ Dies bedeutet nichts anderes, als dass an jedem wurzelbehandelten Zahn bei einer Gewebsuntersuchung vom Pathologen entzündetes Gewebe gefunden werden kann.
    Lammers hat in seiner Arbeit „NICO durch wurzelgefüllte Zähne allein?“ (In: co’med 04/03, S. 14-19, co’med 05/03 S. 108-110 und co’med 06/03, S. 98-101) darauf hingewiesen, dass Prof. Boyd Haley und Dr. Penderton von der Universität Kentucky starke Neurotoxine bei fast allen Proben von NICO-Patienten gefunden haben: „Unter Einsatz von Standards und etablierten Assays zur Neurotoxizität ergab die Bewertung dieser Forscher in Bezug auf die überwiegende Anzahl von NICO-Gewebeproben extreme Gehirngiftigkeit in fast jeder Probe. Die Toxine entwickeln sich durch die in den osteonekrotischen Zahnkieferläsionen enthaltenen Mikroorganismen und durch das nekrotische Gewebe selbst oder durch eine Entzündungsreaktion auf das nekrotische Gewebe und die Mikroorganismen. Eine Lichtspektrumbewertung ergab eine Peak im 770 nm-Bereich, übereinstimmend mit Gliatoxinen.“
    Zur Problematik chronischer Entzündungen im Kiefer-Gesichtsbereich vgl. auch: Johann Lechner: Störfelder im Trigeminusbereich und Systemerkrankungen – ein ganzheitsmedizinisches Lehrbuch zur Theorie und Praxis der Sanierung odontogener Störfelder, Kötzting, 1999 und die von ihm betreuten Webseiten: www.totezaehne.de, www.stoerherd.de, www.dr-lechner.de sowie die Websiten von Dr. Rossaint und Dr. Schreckenbach.
  2. Christian Kobau hat in seinem Buch Ganzheitlich und Naturheilkundlich Orientierte Zahnmedizin – eine Verbindung von östlichem und westlichem Wissen – Ratgeber für Arzt und Patient, Klagenfurt o. J. (Publikation: 1998) vier Beiträge veröffentlicht, die die Herdfrage mit dem Krebsthema verknüpfen:

    • Issels, J.: „Die Bedeutung der Kopfherde für das Krebsgeschehen“, S. 605-618
    • Burke, Jenny und Gammal, Robert: „Pleomorphe Veränderungen im Blut, die direkt und indirekt durch Wurzelkanalfüllungen ausgelöst werden“, S. 623-624
    • Meinig, George. E.: „Wurzelbehandelte Zähne und ihre möglichen Auswirkungen auf den Organismus“, S. 625- 627
    • Rau, Thomas: „Isopathische Schleimhaut- und Zahntherapien“, S. 628-638

    Zur Signifikanz solcher röntgenologisch nicht oder nur schwach erkennbaren Entzündungsherde sagt Reimar Banis: „Herde sind in der Medizin chronisch entzündliche abgekapselte Bereiche mit Fernwirkungen. Das Fatale an der Fernwirkung ist, dass eine eigentlich relativ unbedeutende, für den gesamten Körper nicht existenziell bedrohliche Entzündung relativ große bis gigantische Auswirkungen hat.“ (Vgl.: Reimar Banis, Psychosomatische Energetik – Diagnostik der Chakren und Energie-Ebenen und ihre biologische Therapie, Sulzbach 1998, S. 58)
    Die von Banis apostrophierten gigantischen Auswirkungen reichen bis hin zur Mitverursachung von Krebserkrankungen, worauf auch der renommierte Krebsspezialist Dr. Braun von Gladiß hinweist (vgl.: Dr. Karl-Heinz Braun-von Gladiß, Krebskranke Menschen in ganzheitlich-medizinischer Behandlung, Teufen 2000, S. 27, S. 34f, S. 70f).
    In gleichem Sinn äußert sich der niederländische Arzt A.J. Lodewijkx (Leben ohne Krebs, Kernen 2001, S. 73ff) und der im Selbsthilfeverein „Menschen gegen Krebs e.V.“ engagierte Forscher Lothar Hirneise (Chemotherapie heilt Krebs und die Erde ist eine Scheibe, Kernen 2003, S. 460f).

  3. Mattmann, Lida: Elektronenmikroskopie; Cellwall deficient forms, ISBN 0-8493-8767-1 3rd edition 2001, zit. nach: Werthmann, Konrad: Die IV Stufen Therapie in der Isopathie – Vorbeugung und Behandlung, Kirchlindach 2003, S. 11.
  4. Knappwost, A.: „Erstmals physiologische Ausheilung und Sterilisation des Kanalsystems“, in: DZW-Spe­zial 11/98, S. 33f; vgl. auch: Jeschke, F.: „Systemvergleich: ‚Konventionelle‘ Endodontie versus Depot­phorese mit Kupfer-Calciumhydroxid“, in: ZMK 11/99, S. 715ff.
  5. Schneider, Hans-Georg: „Ozon – ein neues Behandlungsmittel“, in: DZW 15/04, S. 26; ebd. 19/04, S. 24; ebd. 23/04, S. 20; ebd. 30/04, S. 20; ebd. 3/05, S. 20.
  6. George E. Meinig: Root Canal Cover-Up – A Founder of the Association of Root Canal Specialists Discovers Evidence That Root Canals Damage Your Health – Learn What to Do, Ojai, (California 93023) 5. Printing 1998, ISBN 0-945196-19-9.
    Die Beurteilung eines Röntgenbildes aus naturheilwissenschaftlicher Sicht setzt spezielle Fachkenntnisse voraus. Ich verweise auf Rosemarie Miegs Feststellung: „Das Lesen von Röntgenaufnahmen ist eine eigene Kunst, die langer Erfahrung bedarf und in Vollständigkeit auch nicht an den Universitäten vermittelt werden kann.“ (Rosemarie Mieg: Krankheitsherd Zähne – Schnelle Heilung durch Erkenntnisse der Herdforschung, München 1999, S. 21)
    Diese Tatsache wird auch belegt durch das Angebot eigener Fortbildungskurse speziell zum Thema der Interpretation von Röntgenaufnahmen. Fortgebildete Zahnärzte wissen, dass erst ab 30-40% Knochenverlust eine chronische Entzündung an einer Wurzelspitze im Röntgenbild sichtbar ist, wie es Dirk Schreckenbach in seinem Buch: An jedem Zahn hängt auch ein ganzer Mensch (Homburg 2001, ISBN 3-9806866-1-2, S. 26) beschrieben hat. (Vergleichbar weiß jeder Röntgenologe, dass im Röntgenbild erst ab einem Schwund von 30% Masse eine „beginnende Osteoporose“ diagnostiziert werden kann, dann aber schon ein Krankheitsstadium vorliegt, das das Frühstadium überschritten hat.)
    Bildgebende Verfahren und auch Laboruntersuchungen können energetische Zustände und komplexe Stoffwechselvorgänge nicht erfassen. Mit schul­medizinischen Diagnosemöglichkeiten werden deshalb oft nur Endstadien von Krankheiten festgestellt. Ein Endstadium setzt aber voraus, dass bereits viele Krankheitsvorstufen, z.B. energetische Minderversorgung, unzureichende Durchblutung, ungenügende Entgiftung, Minderernährung, funktionelle Fehl­beanspruchung etc. vorausgegangen sind, bis es zu einer erfassbaren Formveränderung gekommen ist.
    Jedem Zahnarzt mit Erfahrung ist bekannt, dass eine Karies im Röntgenbild immer kleiner aussieht, als sie in Wirklichkeit ist, weil Überlagerungseffekte und die Reduzierung eines dreidimensionalen Zustandes auf ein zweidimensionales Bild systembedingt Unschärfen erzeugen. Es gibt auch Karies, die im Röntgenbild nicht sichtbar ist und erst durch gründliche Zahninspektion nach z.B. Entfernung einer Füllung festgestellt werden kann. Kein Zahnarzt würde deswegen diese Karies unbehandelt lassen, nur weil sie im Röntgenbild unsichtbar ist – es ist selbstverständlich, dass der klinische Nachweis dazu führt, dass der röntgenologisch nicht sichtbare Befund behandelt wird. Jeder, der die Parallele zur Röntgensichtbarkeit einer Karies zieht, kann logisch nachvollziehen, um welches Problem es sich bei der apikalen Ostitis handelt. Obwohl es ein Problem von epidemiologisch ersten Ranges ist, wird es von der Schul(zahn)medizin ignoriert bzw. ver­harmlost.
  7. Dr. Karl-Heinz Braun-von Gladiß: Salutogenese – Lebensführung und Gesundheitskraft – Die Lehre vom Gesundwerden und Gesundbleiben, Deutsch-Evern / Lüneburg 2003, ISBN-3-9522010-1-4 und www.gladiss.de.