Meine Doktorarbeit schrieb ich in den Jahren 1982-1987 bei Prof. Dr. Hans-Ulrich Deppe (Medizinische Soziologie, Frankfurt) und Prof. Helmut Siefert (Geschichte der Medizin, Frankfurt) über die Verwicklungen der zahnärztlichen Standesführung in die politische Gleichschaltung, welche nach 1933 durch die Nazis erfolgte.
Meine Dissertation und Reaktionen darauf
Das Ergebnis meiner ersten Recherchen stellte ich auf dem Bremer Gesundheitstag 1984 in einem Referat vor, das im Jahr 1987 in dem von Wolfgang Kirchhoff herausgegebenen Buch „Zahnmedizin und Faschismus“ veröffentlicht wurde (S. 77-84).
Parallel zu meiner Dissertation entstanden folgende Artikel „Im Jahr 1933: Zwei Zahnärzte in Deutschland – Ernst Heinrich und Alfred Cohn“, erschienen in der artikulator, Nr. 19, 1/1987.
Als Vorabdruck erschien das Kapitel über die „Weltanschauliche Schulung der deutschen Zahnärzteschaft 1933-1939“ in der Zeitschrift der artikulator, Nr. 17 und 18/1986.
1988 erfolgte die Buchveröffentlichung unter dem Titel „Zahnmedizin unter dem Hakenkreuz. Zahnärzteopposition vor 1933; NS-Standespolitik 1933-1939“ im Mabuse-Verlag. Der Medizinhistoriker Walter Wuttke schrieb das Vorwort für die Publikation.
Prof. Siefert verfasste folgende Rezension für die Zeitschrift der artikulator.
Im offiziellen Organ der wissenschaftlichen zahnärztlichen Gesellschaften wurde folgende Rezension veröffentlicht, verfasst vom Chefredakteur persönlich. Lesen sie, was Prof. Adolf Kröncke schrieb (und meinen Kommentar dazu).
Diskussion um naturheilkundlich orientierten Zahnärzte während des NS-Regimes im Jahr 2004
Im Jahr 2004 erfolgte ein politisch motiviertes, gegen ganzheitlich-biologisch orientierte Medizin gerichtetes Intermezzo, das mich veranlasste, mich nochmals mit der damaligen Zeit zu befassen.
Im Hauptorgan der Zahnärzteschaft, den Zahnärztlichen Mitteilungen, erschien ein Artikel („Neue Deutsche Zahnheilkunde – Alternative Zahnmedizin im Nationalsozialismus“), der sich anmaßte, zu belegen, dass die damaligen naturheilkundlich orientierten Zahnärzte schwere Schuld auf sich geladen hätten und die heutigen naturheilkundlich und ganzheitlich orientierten Zahnärzte immer noch nicht mit dieser unseligen Vergangenheit gebrochen hätten. Sie finden hier Teil 1 (S. 78ff im pdf) und Teil 2 (S. 90ff im pdf) des Artikels von Hans Jörg Staehle, Bettina Wündrich, Wolfgang U. Eckart.
Dieser Geschichtsklitterung begegnete ich mit einem Artikel, der als Erklärung der GZM veröffentlicht wurde und in einer Kurzfassung in der Zeitschrift GZM – Praxis und Wissenschaft 4/2004 abgedruckt wurde. Lesen Sie die von mir verfasste Erklärung der GZM „Zum Stellenwert komplementärmedizinischer Therapiekonzepte in der Zahnheilkunde während des NS-Regimes“ dazu.
Es entspann sich eine Debatte, die in der GZM dokumentiert wurde:
- 1. Leserbrief von Prof. Staehle
- Meine Replik auf diesen Beitrag Staehles
- 2. Leserbrief von Prof. Staehle
Da Prof. Staehle keine neuen Aspekte in die Diskussion brachte, verzichtete ich auf eine weiteren Kommentar. Durch den Vorstand der GZM erfolgte die folgende abschließende Stellungnahme:
Abschließende Stellungnahme der GZM zu dem Leserbrief von Herrn Prof. Staehle et al.
Unsere GZM besteht seit 1985. Grundlage unserer Gesellschaft ist es, die ganzheitliche / systemische / komplementäre Zahnmedizin weiter zu entwickeln, bekannt zu machen und in den Universitäten zu integrieren. Zentral ist für uns auch das Salutogenese-Modell nach Antonovsky, dessen Inhalt die Gesundheitsförderung und Gesundheitsbildung ist. Dabei wird die Eigenverantwortung, die Selbstbestimmung des Patienten gefördert. Ziel ist ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Arzt und Patient herzustellen. Das fördert den Demokratiegedanken und den demokratischen Umgang mit unseren Patienten. Wenn Beziehungen zur Geschichte hergestellt werden sollen, sehen wir uns in der Tradition der klassischen Naturheilkunde und bei dem großen Arzt Paracelsus. Dieser ist für uns ganzheitlich denkende Zahnärzte ein großes Vorbild. Damit möchte ich klar stellen, dass wir von der GZM mit Faschismus und ähnlichen Ideologien nichts zu tun haben.
Peter Helms, 1. Vorsitzender der GZM
(Internationale Gesellschaft für Ganzheitliche Zahnmedizin)